Baugeschichte
Über 200 Jahre wurde am Ulmer Münster gebaut: von 1377 bis 1543 und dann nach einer langen Pause wieder von 1844 bis 1890. Heute ist das Ulmer Münster die größte evangelische Kirche in Deutschland und die Kirche mit dem höchsten Kirchturm der Welt. Das Münster ist kein Dom: In Ulm gab es nie einen Bischof oder einen Landesfürsten. Das Münster ist eine Bürgerkirche: Allein die Bürgerinnen und Bürger der Stadt bauten es, bis heute ist es das Wahrzeichen von Ulm.
Wie alles begann
1377 entschlossen sich die Ulmer, ihre alte Pfarrkirche vor den Toren der Stadt abzureißen und eine neue Kirche mitten in der Stadt zu bauen.
1377-1392:
Die Baumeister aus der Familie Parler
Die ersten Baumeister des Münsters stammten aus der Familie Parler. Auf sie geht insbesondere der Chor des Münsters zurück.
1392-1477:
Die Baumeister aus der Familie Ensinger und Kun
Ulrich Ensinger, Hans Kun, Kaspar Kun, Matthäus Ensinger und Moritz Ensinger errichteten das Hauptschiff des Münsters und den Westturm bis zu einer Höhe von 70m. Sie hatten bereits den Plan, diesen Turm zum höchsten Kirchturm der Welt zu machen.
1477-1512:
Matthäus Böblinger und Burkhart Engelberg
Matthäus Böblinger setzte das Werk Moritz Ensingers fort. Von ihm stammt der Entwurf für den Hauptturm, der im 19. Jahrhundert fertiggestellt wurde. Die wichtigste Baumaßnahme Burkhart Engelbergs war die Unterteilung der Seitenschiffe durch den Einbau von Rundpfeilern.
1512-1543:
Reformation und Baustopp
1530 entschieden die Bürger Ulms über ihren Glauben. Die große Mehrheit stimmte für die Einführung der Reformation. Zahlreiche Altäre und Statuen wurden aus dem Münster entfernt, manche leider dabei zerstört. In den politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeiten beschloss der Rat der Stadt 1543, die Bauarbeiten am Münster einzustellen.
1844-1890:
Fertigstellung
Das 19. Jahrhundert war begeistert vom Mittelalter und zugleich von den neuen technischen Möglichkeiten. Das Münster wurde von Ferdinand Thrän, Ludwig Scheu und August von Beyer fertiggestellt. Von ihnen stammen die beiden Chortürme, die Strebepfeiler und Fialen, die Orgelempore und der 161,53m hohe Westturm.
1944 bis heute:
Kriegsschäden und Restaurierung
1944 wurde Ulm durch einen Bombenangriff zerstört. Das Münster blieb wie durch ein Wunder inmitten des Trümmerfeldes stehen. Heute reinigt, pflegt und restauriert die Münsterbauhütte unter Leitung von Münsterbaumeisterin Dr. Heidi Vormann zusammen mit externen Spezialisten fortlaufend das Kirchengebäude und seine Kunstwerke. 2020 wurde die Arbeit der Münsterbauhütte Ulm und 17 weiterer Münster- und Dombauhütten aus 5 europäischen Ländern von der UNESCO zum internationalen immateriellen Kulturerbe erklärt.